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Praxiswerkstatt zur Anlage mehrjähriger Blühstreifen
Ein Nachbericht aus Natternbach!
Blühstreifen sind für zahlreiche heimische Wildtiere und Pflanzenarten wertvolle
Lebensräume. Viele nützliche Insekten wie z.B. Wildbienen ernähren sich vom Pollen
und Nektar der vielfältigen Blütenpracht. Doch wie legt man einen Blühstreifen an und
pflegt ihn? Am 24. August fand dazu eine Praxisveranstaltung in Natternbach am
Betrieb von Johann Schauer und Ella Augusteyns statt.
Nach der Begrüßung durch Johann Schauer und Andrea Aigner (ÖKL) wurde das Projekt
„Vielfalt auf meinem Betrieb“ vorgestellt, in dessen Rahmen die Praxisveranstaltung
stattgefunden hat. Das Projekt macht die Biodiversität in der Landwirtschaft zum
Gesprächsthema. Neben Veranstaltungen werden auch Betriebsgespräche zur „Vielfalt am
Hof“ angeboten. Diese Gespräche führen LandwirtInnen durch, die speziell für den Bereich
Biodiversität geschult sind.
Im Anschluss referierten die Landwirte Johann Schauer und Erich Bangerl darüber, wie
wichtig der Erhalt der Biodiversität in der Landwirtschaft ist. Am Hof von Johann Schauer und
Ella Augusteyns wird großen Wert daraufgelegt, ökologisch wertvolle Flächen zu erhalten
und zu fördern. 2021 haben sich die beiden dazu entschlossen, ein Naturschutzprojekt
umzusetzen, es wurden u.a. Hecken gesetzt, ein Teich angelegt und zahlreiche Blühstreifen
angebaut.
Als studierter Agrarökologe erklärte Johann sein Anliegen: „Unsere Lebensqualität ist durch
das Naturschutzprojekt sehr gestiegen. Wir tun nicht nur was für die Bienen, sondern auch
was für uns. Vor allem mit den Blühstreifen entlang der Wiesen kann man der Natur wieder
etwas Platz zurückgeben.“ Die Kulturlandschaft hat sich im Laufe der Zeit sehr verändert.
Die Flächen waren früher artenreicher, da sie nicht intensiv genutzt werden konnten. Viele
dieser Wiesen sind heutzutage aufgrund der veränderten Nutzung artenarm.
Der Vortragende Erich Bangerl ist Landwirt in Raab und produziert als Gründer der
„Blumensaat AT KG“ Wildpflanzen über 70 Pflanzenarten. Das gewonnene Saatgut der
Wildblumen wird am eigenen Betrieb aufbereitet und in Form von Blühmischungen
vermarktet. Um die Regionalität des Saatgutes zu belegen, wird das Wildpflanzensaatgut mit
dem Gütesiegel REWISA zertifiziert.
Erich erklärte den Vorteil mehrjähriger Blühstreifen gegenüber den üblichen 1-jährigen
Ackerblühmischungen. Klassische Blühmischungen werden erst im Frühjahr angebaut und
kommen im Sommer zur Blüte. Für viele Insekten ist das zu spät, denn die benötigen bereits
im Frühjahr Nektar und Pollen diverser Blütenpflanzen. Mehrjährige Blühstreifen blühen
hingegen über das ganze Jahr verteilt.
Für die Anlage eines Blühstreifens sollte ein nährstoffärmerer Standort gewählt werden.
Meist gelangt man bei der Düngung nicht bis ganz an den Rand der Wiesen. Diese
Randbereiche eignen sich besonders gut für die Entwicklung eines artenreichen und
mehrjährigen Blühstreifens. Damit auch viele verschiedene Insekten und andere Wildtiere
Nahrung im Blühstreifen finden, sollte regionales und standortgerechtes Saatgut verwendet
werden.
Regionales Wildpflanzensaatgut ist konkurrenzschwach, daher empfehlen die Vortragenden,
vor der Anlage die Wiese zur Gänze umzubrechen bzw. zu fräsen. In eine bestehende
Wiese einzusäen, macht keinen Sinn, denn das Saatgut hat keine Chance aufzukommen.
Wie setzt sich der Blühstreifen zusammen? Meistens gibt es 1-jährige Arten, das sind Arten
die als Deckfrucht dienen, und das Unkraut in Schach halten. Diese Arten sind etwas fürs
Auge und klassische Ackerunkräuter wie Kornblume, Klatschmohn, etc. Im 3. Jahr etablieren
sich ausdauernde Arten wie Flockenblumen, Kleearten, die kommen, um zu bleiben.
Ein Teil vom Erfolg der Entwicklung ist der richtige Zeitpunkt. Die Anlage sollte entweder
sehr bald im Frühling oder im Spätsommer ab 15. August nach der Hitzewelle erfolgen. Zur
Anlage sollte es trocken sein, jedoch mit der Voraussicht, dass es bald regnet und das
Saatgut keimen kann (mit dem Wetter abgleichen). Eine Anlage im Juni/Juli eignet sich nicht,
da wärmeliebende Arten (Hirse, Amarant, etc.) schnell aufkeimen und den Blühstreifen
überwuchern können.
Zur Pflege, meinte Erich, wird der Blühstreifen mindestens 1 x pro Jahr gemäht und im
Anschluss daran das Mähgut weggebracht. Auf Mulchen sollte verzichtet werden. Als
Mähzeitpunkt eignet sich die Reife der Margerite. Wenn die Margerite abgesamt hat, kann
der Blühstreifen gemäht werden. Mit einem späten ersten Schnitt bleibt die Pflanzenvielfalt
auf der Fläche erhalten.
Nach den Vorträgen ging es an die Praxis. Die Teilnehmer:innen konnten das erlernte
Wissen direkt anwenden. Eine kleine Fläche in der Wiese wurde bereits vorab von Johann
gefräst. Johann erklärte, damit bestehende Gräser die Blühmischung nicht überwuchern,
muss die Fläche vor der Anlage zur Gänze sauber sein. Gemeinsam mit dem
Teilnehmer:innen wurde die Fläche von Wurzelresten und übriggebliebenen Gräsern
gereinigt. Die Fläche war bereit für die Anlage: Erich Bangerl zeigte das Aussamen des
Saatgutes mit der Hand vor. Mit einer handgeführten Walze hat Johann die Samen fest an
den Boden gedrückt, denn nach der Anlage braucht das Saatgut Bodenschluss.
Abschließend zeigte uns Johann die Anlage mit der Sämaschine. Ein bearbeiteter
Wiesenrand wurde mit einer diversen Blühmischung, die von Erich Bangerl produziert wurde
(enthält mind. 30 Pflanzenarten), angebaut.
Die Praxiswerkstatt fand in gemütlicher Runde einen Ausklang. Wir danken den Referenten
und den interessierten Teilnehmer:innen für den besonderen Tag rund um die Anlage
mehrjähriger Blühstreifen!
Vielen Dank an Johann Schauer und das ÖKL für diesen tollen Bericht!
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