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Bienenfreundliche Obstbaumpflege

Textvorlage Gemeindezeitung

Die Größe sagt nichts über das Alter: auch kleine Bäume können vergreist sein. Viele hängende Äste und kaum einjähriger Zuwachs zeigen: hier ist Handlungsbedarf.

Obstbäume benötigen je nach Lebensphase unterschiedliche Schnittmaßnahmen, um das richtige Wachstum zu fördern. Junge Bäume brauchen Pflanz- und Erziehungsschnitte, während bei alten Bäumen eine gezielte Altbaumpflege zur Revitalisierung sinnvoll sein kann.

Wie erkenne ich einen „alten“ Baum: Bäume beginnen unterschiedlich früh zu vergreisen, je nach Obstart, Sorte und Wurzelunterlage. Ein geringer einjähriger Zuwachs der Zweige (weniger als 20 cm) zeigt, dass der Baum mittels Verjüngungsschnitt in einen physiologisch günstigen Zustand versetzt werden sollte.

Warum Verjüngen: Wenn Bäume vergreisen, liefern sie zwar viel Obst, aber in minderer Qualität und kleiner als sortentypisch. Zudem sind sie anfällig für Astbrüche. Eine fachgerechte Pflege verlängert die Lebensdauer und erhält den hohen ökologischen Wert alter Bäume.

Wann schneide ich einen alten Obstbaum: Um das Wachstum zu fördern, ist der Winterschnitt (zwischen Januar und März) optimal. Die Temperatur sollte nicht unter –5 °C liegen. Trockenes Wetter während und nach dem Schnitt minimiert das Risiko von Krankheiten.

Darauf ist beim Verjüngen zu achten:

  • Scharfes, desinfiziertes Werkzeug verwenden, um glatte Wundränder zu schaffen, die gut abheilen.
  • KEINE Schnittwunden größer als 7 cm Durchmesser
  • Wenn möglich KEINE Schnitte nahe dem Stamm und den Leittrieben. Damit werden Krankheiten im „Korpus“ des Baumes vermieden.
  • KEIN Wundverschlussmittel verwenden: Die Baumsäfte treten auch unter dem Wundverschluss aus und die Wunden können nicht abtrocknen. Durch das feucht-warme Milieu unter dem Wundverschluss werden Krankheiten gefördert.
  • Nicht zu viel auf einmal: max. 1/3 des Kronenvolumens entfernen! Eine Verjüngung lieber verteilt auf 2-3 Jahre durchführen, statt eines einmaligen, radikalen Eingriffs.
  • Kann der Baum noch verjüngt werden? Viel Totholz im oberen Kronen-Drittel aber auch arttypisch schlechte Wundverheilung (etwa bei Zwetschke, Pflaume, Mirabelle, Süßkirsche) deuten darauf hin, dass der Baum Wunden nicht mehr ordentlich überwallen kann und Verjüngung nicht sinnvoll ist.

Ab in die Praxis:

Ein Baumpfleger mit European Tree Worker Zertifizierung bei der fachgerechten Pflege alter Obstbäume.
  • Schaut euch den Baum vor der Schnittmaßnahme rundum an: Wo sind Schadstellen, reibende Äste, usw.?
  • Hängende Fruchtäste werden auf aufstrebende Äste abgeleitet. Das heißt man sucht entlang des hängenden Astes nach „Zukunftszweigen“, welche nach oben wachsen. Man schneidet den Ast so, dass der aufstrebende Ast stehen bleibt. Physiologisch optimal sind Äste, welche 45° – 60° nach oben wachsen.
  • Äste immer durch 2-3 Schnitte entnehmen: Zuerst mit Abstand außerhalb des gewünschten Schnittes den Ast abschneiden (entlasten), danach den finalen Schnitt setzen.
  • Schnitte am Astring setzen: Am Astring liegt das Gewebe, welches den optimalen Wundverschluss ermöglicht.
  • KEINE kurzen Stummel stehen lassen! Diese können nicht überwallt werden und führen durch Abtrocknen und Zurücksterben dazu, dass sich Krankheiten in gesundes Holz ausbreiten können.
  • Reibende, überkreuzende Äste werden abgeleitet auf Äste, die nicht scheuern. Reibstellen sind Wunden und Eintrittspforten für Krankheiten.
  • Wasserschosse dienen im Inneren der Krone dazu, den Baum zu verjüngen. Sie sollten belassen werden, da sie neues Fruchtholz bilden. Ein Einkürzen, um sie im Folgejahr ableiten zu können, ist sinnvoll.
  • Durch die Verjüngung wird neues Wachstum angeregt. Zu zahlreiche Wasserschosse im Inneren der Krone können im Wachstumsjahr beim Juni-Riss entfernt werden.
  • Auf Selbstschutz achten: Kein Obst ist es wert, sich durch waghalsige Schnittmaßnahmen selbst zu gefährden.

Vielen Dank für den Erhalt der alten, ökologisch wertvollen Obstbäume – auch unsere Bienen werden es euch danken.


HINWEIS: Honorarfrei verwendbar bei Namensnennung (Text: Klimabündnis OÖ) sowie Verwendung Logo Bienenfreundliche Gemeinde

Den Text zum Download findet ihr hier.

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