Blog

Der Bienengarten - Neophyten ein Problem?

Textvorlage Gemeindezeitung

Als Neophyten werden nicht-heimische Pflanzen bezeichnet, die nach 1492 in Gebiete gelangen, in denen sie ursprünglich nicht beheimatet waren. Mit der Entdeckung Amerikas und der zunehmenden weltweiten Kolonialisierung und Reisetätigkeit nahm die Verschleppung fremder Arten sprunghaft zu. So stammen viele unserer heutigen Zier- und Nutzpflanzen, wie zum Beispiel Magnolie, Zierkirsche, Kartoffel, oder zahlreiche Getreidearten ursprünglich aus fernen Ländern.

Neue Arten gelangen häufig als Zier- oder Kulturpflanzen in unsere Gärten. Einige wenige werden auch unbewusst durch Transportfahrzeugen, über den Güterverkehr oder durch Verpackungsmaterial nach Österreich befördert. Neophyten sind deswegen besonders oft entlang hochrangiger Verkehrswege (Autobahnen, Gleise, Wasser-Kanäle) zu finden.

Biene auf Berufskraut (Neophyt) – Foto: Gerlinde Larndorfer

Problematisch ist das nicht, solange die Arten in den Gärten und Parks bleiben, wo sie angepflanzt wurden. Ein kleiner Prozentsatz dieser nicht-heimischen Pflanzen verselbstständigt sich jedoch und kann sich dauerhaft in unserer Natur- und Kulturlandschaft etablieren. „Invasiven Neophyten“ sind meist sehr ausbreitungsstark und haben in ihrer neuen Heimat keine natürlichen Fressfeinde oder Krankheiten. Dadurch haben sie einen Vorteil gegenüber heimischen Arten und können sich teilweise übermäßig stark ausbreiten.

Beispiele für diese eingeschleppten, problematischen Arten, sind: Der Götterbaum (Ailanthus altissima), die Robinie (Robinia pseudoacacia), der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) oder die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Während sie im Garten keine Probleme darstellen, bereiten sie im Naturschutz, in der Landwirtschaft sowie bei Infrastrukturbauten teilweise Probleme.

Besonders der Staudenknöterich ist gefürchtet, da er besonders wuchskräftig ist (kann Asphalt sprengen) und sich teilweise auf Äckern stark ausbreiten und zu empfindlichen Ernteeinbußen führt. Er kann sich über kleine Stückchen des Rhizoms (unterirdische Wurzelausläufer) und Stängelstücke vermehren, sodass die Verbreitung auch über Erdtransporte und teilweise sogar über Kompost, wenn dieser nicht heiß genug kompostiert wurde, erfolgt. Wie bei allen obengenannten invasiven Arten ist die Bekämpfung sehr teuer und oft auch kaum erfolgversprechend: bis zu 6x jährlich schneiden und Herbizid-Anwendungen schwächen den Staudenknöterich nur. Eine nachhaltige Beseitigung kann teilweise durch 2 Meter tiefen Bodenaustausch erfolgen, solange sämtliche Rhizome entfernt werden – aber wer kann und will das finanzieren?

Die wichtigste Maßnahme gegen invasive Neophyten ist daher die Prävention. Mit bereits etablierten Arten werden wir zukünftig leben (müssen), aber wir können aktiv dazu beitragen, dass nicht weitere dazukommen:

3 Goldene Regeln für den eigenen Garten

Waldgeißbart als heimische Alternative zu Neophyten – Foto: Markus Kumpfmüller
  • Auf heimische Pflanzen setzen: Bei Ziergehölzen und Stauden gibt es viele unbedenkliche Alternativen: so kann die Echte Goldrute (Solidago virgaurea) anstelle der Kanadischen Goldrute oder der Wald-Geißbart (Aruncus dioicus) anstelle des Staudenknöterichs gepflanzt werden. Da rund 1/3 der heimischen Wildbienen auf einzelne, heimische Pflanzenarten oder -familien spezialisiert sind, helfen Sie damit auch diesen tierischen Bewohnern im Garten.
  • Vorsicht bei schnellwüchsigen, nicht heimischen Gehölzen und Stauden: Diese Pflanzen sorgen zwar für eine schnelle Begrünung/Beschattung, denn sie sind sehr konkurrenzstark und wüchsig. Genau diese Eigenschaften machen sie aber auch zu potenziell invasiven Arten.
  • Entsorgung von Neophyten nicht im Kompost: Hat man bereits Pflanzen wie den Staudenknöterich im eigenen Garten, ist es entscheidend auf eine ordnungsgemäße Entsorgung des Pflanzmaterials zu achten – am besten über die Restmülltonne.
    Wichtig ist es, dieses Material NICHT auf den heimischen Kompost oder in die Biotonne zu werfen! Pflanzenteile überstehen teils die Kompostierung und können wieder anwachsen. Auch das Abladen am Waldrand oder an Bachufer, etc. führt zur weiteren Verbreitung.

Weitere Informationen findet ihr übersichtlich aufbereitet unter https://www.neobiota-austria.at/

Zum Schluss wollen wir euch einladen, euch nicht abschrecken zu lassen und an den Exoten und fremden Arten in eurem Garten zu erfreuen. Wenn ihr die genannten Tipps beherzigt, können die Arten aus dem Garten in der Natur keinen Schaden anrichten. Und für uns leidenschaftlichen Gartler*innen sind sie ein kleiner Ausschnitt aus der atemberaubenden Vielfalt und Schönheit der Pflanzen weltweit.


HINWEIS: Honorarfrei verwendbar bei Namensnennung – Text: Klimabündnis OÖ (Andrea Wagner), KB OÖ sowie Verwendung Logo Bienenfreundliche Gemeinde

Den Text zum Download findet ihr hier.

zurück zur Übersicht